Köln- Pressetext von Justine Kocur vom 29.08.07 für die Westdeutsche Zeitung (www.wz-newsline.de/index.php?redid=172866). Die alten Chinesen wussten, was die Lebenskraft stärkt. Ihre Art, mit der Nahrung umzugehen, hilft inzwischen auch vielen Menschen in unseren Breiten.
Lange Zeit fühlte sich Adam K. müde, schlapp und abgeschlagen. Auch mit Darmproblemen hatte der 33-jährige zu kämpfen. Erst als ein Freund ihn auf die Fünf-Elemente-Ernährung mit Anregungen aus der chinesischen Medizin (TCM) aufmerksam machte, zog Adam K. seine Essgewohnheiten als mögliche Ursache in Betracht.
Experten Beratung zum Speiseplan nach TCM
Er ließ sich von einer Expertin beraten, krempelte seinen Speiseplan um und fühlte sich bereits nach zwei Wochen körperlich und geistig fitter. „Ich habe auf Zucker und Milchprodukte völlig verzichtet. Dafür gab es täglich warme und gekochte Speisen wie Hirse mit eingekochtem Obst.“ Den zeitlichen Aufwand nimmt er für seine Gesundheit gerne in Kauf.
Die Ernährung nach den fünf Elementen existiert seit über 3.000 Jahren und ist ein wichtiger Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Sie erfüllt wichtige Funktionen in Prophylaxe und Therapie, indem sie ausgleichend auf die Lebenssäfte Yin und Yang wirkt, die Lebenskraft Qi stärkt und so Körper und Geist harmonisiert. Die Auswahl der Lebensmittel hängt von der körperlichen und seelischen Verfassung ab und richtet sich nach dem Konstitutionstyp, den Essgewohnheiten sowie thermischen Eigenschaften der Lebensmittel.
TCM ist entspringt einer uralten Tradition
Was so chinesisch klingt, ist eine alte Tradition – auch bei uns. „Schon unsere Großeltern und Eltern aßen Hirsebrei und setzten auf warme Mahlzeiten“, sagt die Kölner Ernährungsberaterin Sooni Kind.
Die Prinzipien der fünf Elemente Erde, Holz, Feuer, Metall und Wasser werden auf unsere heimischen Produkte und Ernährungsgewohnheiten übertragen. Konkret bedeutet das: Frische, saisonale und qualitativ hochwertige Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Getreide, Nüsse, Kräuter und Gewürze. Fleisch, Fisch und Eier ergänzen den Speiseplan.
Kuhmilch und deren Produkte wie Käse und Joghurt kommen dagegen nicht so gut weg. In großen Mengen genossen, kühlen sie zu sehr, was sich in Verdauungsstörungen, Allergien und Übergewicht äußern kann. „Der radikale Verzicht auf Milchprodukte ist jedoch nicht nötig. Wer aus gesundheitlichen Gründen darauf verzichten muss, sollte sinnvolle Alternativen wie Tofu kennen“, sagt Kind. Auch die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) lehnt es ab, Milchprodukte komplett aus dem Speiseplan zu streichen. Ohne sie sei der Bedarf an Kalzium besonders für Kinder, Schwangere und ältere Menschen kaum zu decken.
Speisen werden nicht zerkocht, sondern meist schonend gegart
Anders als in unserer Ernährung ist hier die Vitaminlehre nur zweitrangig. Ein Punkt, den die DGE kritisch bewertet. Zudem würden durch das Kochen hitzeempfindliche Vitamine zerstört. Doch soweit muss es nicht kommen. Kind:“ Die Speisen werden nicht zerkocht, sondern meist schonend gegart. Durch die verschiedenen Kochtechniken bleiben die Vitamine erhalten.“ Die DGE bewertet viele Punkte aber auch positiv: Das Maßhalten, die frischen Produkte und die Tatsache, dass Eier und Fleisch nur als Beilage genossen werden.
Um den Körper durch das richtige Essen zu stärken und uns vor Krankheiten zu schützen, ist ein individueller Speiseplan wichtig. Er richtet sich danach, ob jemand ein Kälte- oder Wärmetyp ist. Für alle unausgewogenen Zustände gibt es nach Auffassung der asiatischen Ernährungslehre die richtigen Lebensmittel: wärmende, neutrale und kühlende, die den einzelnen Elementen zugeordnet sind.
Die Speisen werden frisch zubereitet und warm verzehrt, denn Wärme liefert Qi, also viel Lebensenergie. Qi-arme Lebensmittel wie Rohkost werden nicht empfohlen. Dafür neutrale Produkte wie wie gekochte Hirse, Couscous und Reis.
„Durch diese Produkte wird der Darm, der bei den meisten zu kalt und feucht ist, wieder ins Gleichgewicht gebracht“, sagt Kind. Auch gekochtes heimisches Gemüse, Fisch und Geflügel wirken ausgleichend auf alle Organe.
Übrigens würde die TCM bei einer Erkältung nie zu Orangensaft, Zitronen oder anderen exotischen Früchten raten. „Sie wachsen in südlichen Ländern, um die Menschen dort zu erfrischen. Bei einem Infekt wärmen sie deshalb nicht, sondern kühlen. Das kann die Erkältung verschlimmern“, sagt Sooni Kind. Wärmender Ingwertee oder Hühnersuppe würden sich da besser eignen.-
„Von dicken Männern und dicken Frauen“
Pressetext von Susanne Hengesbach 30.05.06 im Kölner Stadtanzeiger.
Für dieses Kaffee-Gespräch habe ich mir eine Dame herausgepickt, die von vielen Winterspeck-Bekämpfern sicher glühend um ihre Körpersilhouette beneidet wird. Als ich höre, dass sie als Ernährungsberaterin tätig ist, vermute ich, dass wir auf ein „Frauen-Thema“ zusteuern, doch ich soll mich wieder einmal irren. „Früher sind tatsächlich nur Frauen zu mir gekommen, die zum Teil sehr gelitten haben und abnehmen wollten, um dem herrschenden Ideal von fit und schlank und schön zu genügen“, sagt Sooni Kind. „Inzwischen sind es zunehmend Männer, die allerdings durchweg über ihre Frauen kommen.“
„Heißt das, dass der Mann mit dem Rettungsring besser leben kann als unsereins?“ frage ich. „Ich würde sagen, er geht sehr viel selbstbewusster damit um“, meint Kind und erzählt von einem (sie vermeidet das Wort „Patient“, weil es gleich nach krank klinge, wie auch das Wort „Kunde“, weil es so kalt wirke), der mit 120 Kilos zu ihr in die Praxis kam. „Und wahrscheinlich kein Körpermaß von zwei Meter zwanzig aufwies“, mutmaße ich.
Sooni Kind nickt und sagt, dass der sehr viel Druck von seiner Frau bekommen habe, weil die es leid war, mit dem dicksten Mann von Köln durch die Stadt zu laufen. Er hingegen habe nicht ohne Stolz berichtet, dass sein Arzt von einem derart gewichtigen Ergebnis auf der Waage selbst überrascht gewesen sei. Da habe ich gedacht: »Eigentlich findet der sich ganz schön!« Und genau das, fährt sie fort, „gibt es bei Frauen nicht.“
Mein Blick streift ihre tadellose Taille, und als wenn sie Gedanken lesen könnte, sagt sie lächelnd: „Ich selbst finde das Runde oft schön. Ich bin nicht so ein Schlankheitsfanatiker, der postuliert, dass alle wie Bohnenstangen herumlaufen sollten. Absolut nicht. Mich regt es auf, dass jemand wie Joy Flemming keine Auftritte kriegt, während ein Dieter Pfaff die Wahnsinns-Rollen spielen darf. Man muss sich öfter mal vergegenwärtigen“, fährt sie fort, „dass wir in der Zeit von Rubens als hässlich gegolten hätten!“
Über Ästhetik könne man streiten, meint die Kölnerin, nicht aber darüber, dass der allgemeine Diäten-Wahn weg führe von der eigenen Wahrnehmung. Hinzu käme die gesundheitliche Beeinträchtigung. „Viele dieser superschlanken Frauen sind essgestört und unglücklich“, lautet die Erfahrung der Kölnerin, die in ihrer Praxis „keinen einheitlichen Ernährungsplan für alle“ verkauft.
Vielmehr entwickelt sie – angelehnt an die chinesische Ernährungslehre von den fünf Elementen – mit jedem Klienten ein individuell angepasstes Konzept. Dabei gehe es nicht um Kalorien, sondern um die Berücksichtigung der Thermik von Nahrungsmitteln. Jemand mit einem kalten Stoffwechsel, wie sie das nennt, etwa eine Person, die schnell friere, werde bei einer überwiegend Rohkost- und salatlastigen Ernährung eher noch zunehmen, so ihre Feststellung. Ihr vorrangiges Anliegen sei, „dass die Menschen wieder anfangen sich zu spüren und ein Gefühl für das bekommen, was bei ihnen verloren gegangen ist: Für Hunger, Sättigung und für den eigenen Körper.“